Wenn die
Welle bricht
Wilhelm Reich und die Funktion des Orgasmus -
eine Neubewertung
von Jürgen Fischer
ePUB
3,7 MB
DRM: Wasserzeichen
ISBN-13: 9783752876963
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 25.05.2018
Sprache: Deutsch
0,99 €
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Diesen Text habe ich im Jahr 2015 für das Buch „Sexuelle Liebe mit 50+ Tantra und energetische Liebe für erwachsene Menschen“ geschrieben. Er wurde damals vom Verlag mit der Begründung abgelehnt, er sei zu negativ, d.h. zu desillusionierend für die Leser. Was er beschreibt, ist eine Bestandsaufnahme der Erfahrungen mit Reich‘scher Körpertherapie und er räumt mit der Illusion auf, dass Wilhelm Reich einen therapeutischen Weg zur energetischen Gesundheit entwickelt hat.
Es ist die Funktion des Orgasmus, hohe Energieladungen, die im Körper gespeichert sind, lustvoll zu entladen. Das ist die zentrale Entdeckung Wilhelm Reichs gewesen, als er in jungen Jahren zum Schüler Sigmund Freuds geworden war.
Die körperliche Energie-Entladung im Orgasmus, die alle Menschen subjektiv als lustvolle Sensation erleben, hatte Reich als erster Arzt genauer nach vielfältigen unterschiedlichen Gesichtspunkten erforscht: Was findet eigentlich physiologisch und seelisch beim Orgasmus statt?
Im Idealfall erleben Menschen im Orgasmus, dass sich alle Muskeln des Körpers nacheinander sanft zusammenziehen und wieder entspannen. Damit wird die Energie jedes Muskels entladen. Dieser Reflex läuft als eine weiche Welle über die gesamte Muskulatur.
Reichs psychoanalytische und später seine körperpsychotherapeutische Arbeit orientierte sich also nicht daran, Menschen von irgendwelchen neurotischen Symptomen zu kurieren, die ihre Lebensqualität einschränken und um die Menschen fähig zu machen, sich wieder in den oft destruktiven normalen Alltag zu integrieren. Er sah sich in seiner Arbeit als revolutionärer, subversiver Arzt, der nicht weniger wollte, als die vollständige Befreiung des Menschen von jeder neurotischen Beschränkung. Er wollte den Menschen die vollständigen lebendigen biologischen, emotionellen und geistigen Funktionen wiedergeben. Mit der Wiederherstellung der Orgasmusfähigkeit würden neurotische Erkrankungen ganz von alleine verschwinden und Menschen würden sich nicht mehr mit lebensfeindlichen, ungerechten und entwürdigenden Lebensumständen abfinden. Und so ist es auch nachvollziehbar, dass sich ein derartiger therapeutischer Ansatz nicht gesellschaftlich durchsetzen konnte - ganz abgesehen davon, ob er von medizinischen Standpunkt her tatsächlich realisiert werden kann.
Ich behaupte, dass alle Therapien in Bezug
auf die Wiederherstellung der orgastischen Potenz versagt haben und dass Reichs Überzeugung, es gäbe einen therapeutischen Weg aus der Massenseuche der Neurose, viel zu optimistisch war. Und
das hat er 1952 selbst eingestanden:
"Ich möchte, dass Sie verstehen, dass individuelle Therapie nutzlos ist. Nutzlos! Oh ja, von großem Nutzen, um Geld zu machen und hier und da zu helfen. Aber vom Standpunkt des sozialen
Problems, vom Standpunkt geistig-seelischer Hygiene aus gesehen ist das nutzlos. Deshalb gab ich es auf."
(Wilhelm Reich spricht über Sigmund Freud, S. 30)
(Weiter im Buch....)