Die Behauptung »alles ist Energie«, mag sowohl physikalisch wie auch spirituell korrekt sein, sie ist aber so allgemein, daß sie keine Erkenntnis beinhaltet.
In den verschiedenen Bereichen neuerer spiritueller Angebote, d.h. in der »New-Age-Szene«, treffen wir auf ein buntes Angebot von Energie-Begriffen, von denen wir einige in diesem Buch erarbeiten. Wir können unmöglich allen Schattierungen und Meinungen gerecht werden.
Vielleicht hilft uns die Herkunft des Begriffes »New Age« weiter. John Pierrakos, ein Schüler Wilhelm Reichs, hatte zusammen mit Alexander Lowen »Bioenergetik« als körpertherapeutische Methode entwickelt. Pierrakos hatte über seine medial begabte Frau Kontakte ins Jenseits. Er hat spirituelle Arbeit in die körperpsychiatrische Therapie integriert und »Core-Energetics« begründet. Diese Verbindung zwischen Reichscher Körperarbeit und spirituellem Wissen, so meinte Pierrakos, hat er »New Age« genannt.
Wir beziehen uns also einerseits auf den Begriff »Bioenergie« oder »Orgon«, wie er von Wilhelm Reich definiert wurde. Andererseits meinen wir eine spirituelle, geistige Energie, die wir z.B. beim Kontakt mit Geistwesen oder in der Meditation erfahren. In dieses weite Feld sollten wir etwas Ordnung hineinbringen, damit wir verstehen, womit wir arbeiten.
»Orgon« ist nach Reich eine physische Kraft, eine ursprüngliche, massefreie Energie, die schon vor jeder Materie existiert hat. Materie ist nach diesem Modell nichts anderes als komprimierte, verdichtete Energie. Orgon-Energie ist auch der Ursprung alles Lebendigen. Reich hat festgestellt, daß drei Faktoren zusammenkommen müssen, damit physisches Leben entsteht: feste Materie, Wasser und Orgon. Er hat experimentell nachgewiesen, daß die »Urzeugung« auf diesen Grundlagen ständig stattfindet, indem er die spontane Entstehung von Einzellern aus zerfallender Materie und Wasser beobachtet hat.
Andererseits beziehen wir uns auf einen geistigen Energiebegriff. Wenn wir meinen, daß ein Raum, ein Haus oder ein Kathedrale eine »gute Energie« hat, wenn wir mit Händen oder mit Blütenessenzen »heilende Energie« übertragen, befinden wir uns auf einer qualitativen Ebene. Wir erfahren eine positive oder negative, heilende oder störende Energie.
Der Übergang zwischen den einzelnen »Energien« ist fließend, aber pauschal zu behaupten, »Prana« sei dasselbe wie »Orgon« und »homöopathische Information« sei dasselbe wie »Bach-Blüten«, wird der Sache nicht gerecht. Nicht alles, was nicht wahrnehmbar ist, ist dieselbe feinstoffliche Energie. Verständlich wird der Unterschied über ein analoges Bild. Wir kennen den Unterschied zwischen Magnetismus, Gravitation und Elektrizität. Alle drei Energieformen sind für uns _ normalerweise _ nicht direkt wahrnehmbar, weil wir dafür keine Sinnesorgane besitzen. Aber wir erfahren die Unterschiede zwischen den drei Energieformen sehr deutlich an ihren spezifischen Wirkungen. Genauso können wir verschiedene feinstoffliche Energien aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirkungen feststellen, und je subtiler diese Energien sind, um so mehr können wir die Wirkungen nur noch auf der geistigen Ebene erfahren.
Ich möchte Ihnen die unterschiedlichen Energien von den gröberen hin zu den feineren Ebenen zeigen, und wir beginnen mit der physischen Energie »Orgon«.